Kündigung voraus: 9 Führungsfehler, mit denen du deine besten Mitarbeiter verlierst

In den Zeiten des Fachkräftemangels ist es unerlässlich, gute Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Mit diesen neun Regeln klappt das garantiert nicht.

© Bethany Legg | Unsplash

Aktuell wettern die Arbeitgeber über die anspruchsvolle Generation Y und darüber, wie schwierig es mittlerweile geworden sei, im Angesicht des Fachkräftemangels noch ausreichend qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und halten zu können. Die Fachkräfte aus der Generation Y regen sich derweil über die schlechten Arbeitsbedingungen und die veralteten Strukturen in vielen deutschen Unternehmen auf. Sie werfen einen Blick über den großen Ozean und fragen sich, weshalb uns die USA im Bereich der Digitalisierung und Flexibilisierung der Arbeit einen solch großen Schritt voraus sind. Irgendwie herrscht also an allen Ecken und Enden Unzufriedenheit. Doch Fakt ist: Die Digitalisierung wird kommen und der Fachkräftemangel auch. In vielen Branchen sind diese bereits eingetroffen, in einigen machen sich die ersten Vorläufer bemerkbar. Für Arbeitgeber ist es an der Zeit, ihre Energie nicht mehr in das Zetern über die anspruchsvollen Fachkräfte zu investieren, sondern sich auf den Wandel vorzubereiten.

Alte Probleme brauchen neue Lösungen

Du musst dein Unternehmen jetzt fit für die neuen Strukturen auf dem Arbeitsmarkt machen, sonst wirst du in Zukunft Probleme bei der Mitarbeitergewinnung und -bindung haben. Hand aufs Herz: Die Problematik, dass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben, ist keine neue. Bislang saßen einfach die Arbeitgeber am längeren Hebel und so mussten sich die Mitarbeiter fügen. Dank Fachkräftemangel neigen sich diese Zeiten dem Ende und plötzlich sitzt die begehrte Fachkraft auf vielen attraktiven Jobangeboten und damit in der Machtposition. Nun musst du als Arbeitgeber dich bei den Arbeitnehmern „bewerben“ und diese von deiner Arbeitgebermarke überzeugen – Stichwort: Employer Branding. Einerseits gilt es, neue Mitarbeiter ins Unternehmen zu locken, sprich bessere Konditionen zu bieten als die Konkurrenz. Dies kann mehr Gehalt sein, muss es aber nicht. Andererseits musst du deine besten Mitarbeiter halten. Sie müssen zufrieden und dadurch loyal sein, sonst wandern sie irgendwann zur Konkurrenz ab.

Wie du deine besten Mitarbeiter garantiert loswirst

Zufriedenheit – darauf kommt es also an, wenn es um das Thema Mitarbeiterbindung geht. Hierzu gehören viele verschiedene Faktoren wie ein als fair empfundenes Gehalt, ein Mindestmaß an Selbstbestimmung, ein gutes Betriebsklima & Co. Doch folgende neun Regeln gehören garantiert nicht dazu. Diese sorgen stattdessen mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür, dass deine besten Mitarbeiter früher oder später die Kündigung zücken und ein besseres Angebot der Konkurrenz oder eines Headhunters annehmen. Welche sind sie also – die neun Regeln, mit welchen du deine besten Arbeitnehmer garantiert loswirst? Dr. Travis Bradberry verrät sie auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn:

1) Mitarbeiterüberwachung

Du liest die E-Mails deiner Mitarbeiter, installierst Kameras in der Kaffeeküche und verbietest strikt jeden Privatgebrauch des Firmenhandys? Bei einem häufig krankgeschriebenen Kandidaten engagierst du sogar einen Privatdetektiv, um ihn auch außerhalb des Firmengeländes im Blick zu behalten? Natürlich solltest du verhindern, dass dir die Mitarbeiter auf der Nase herumtanzen und unproduktiv die Füße hochlegen, sobald du den Raum verlässt. Doch mit solchen Überwachungsstrategien bewegst du dich nicht nur haarscharf an der Grenze der Legalität, sondern vergraulst du auch garantiert deine besten Mitarbeiter. Wer arbeitet schon gerne in einer angespannten „Gefängnisatmosphäre“?!

2) Politische Korrektheit

Selbiges gilt für die verbalen Gepflogenheiten im Unternehmen. Natürlich musst du beleidigende, rassistische, sexistische oder anderweitig schädliche Aussagen unterbinden und ahnden. Doch zu strenge Regularien im Sinne der politischen Korrektheit zerstören ebenfalls das Betriebsklima. Menschen sind schließlich menschlich und da gibt es manchmal einen kurzen Fluch, wenn der Mitarbeiter mit dem kleinen Zeh gegen das Tischbein gerannt ist, oder einen Witz an der Grenze des guten Geschmacks. Solange dieses Verhalten nicht überhandnimmt, solltest du hin und wieder ein Auge zudrücken, anstatt Abmahnungen am laufenden Band zu verschicken.

3) Handyverbot

Nicht nur, dass deine Mitarbeiter das Geschäftshandy keinesfalls privat nutzen dürfen – nicht einmal für eine Millisekunde – du verbietest auch noch die Nutzung der Privatgeräte am Arbeitsplatz? Fleißige Mitarbeiter werden ihr Smartphone gewissenhaft verwenden und faule Angestellte wirst du auch durch ein Verbot nicht produktiver machen. Also Schluss mit dem Eingriff in die Privatsphäre. Vielleicht muss deine Mitarbeiterin oder dein Mitarbeiter für die Kinder erreichbar sein, ein anderer stöbert in der Kaffeepause gerne auf Facebook. Deine Aufgabe ist stattdessen, diese fleißigen sowie gewissenhaften Mitarbeiter zu finden, einzustellen und ihnen ein Mindestmaß an Vertrauen zukommen zu lassen. Du führst schließlich keinen Kindergarten, sondern ein Unternehmen mit erwachsenen sowie selbstverantwortlichen Arbeitskräften.

4) Internetverbot

Um bei den Verboten zu bleiben: Du hast nun bereits die Bewegungsfreiheit, die Wortwahl sowie die Handynutzung deiner Mitarbeiter eingeschränkt. Wenn du sie endgültig zur Kündigung bewegen möchtest, kannst du auch die Nutzung des Internets verbieten beziehungsweise überwachen. Leider ist das in vielen deutschen Unternehmen gang und gäbe. Doch ein Mitarbeiter, der motiviert zur Arbeit kommt, Perspektiven hat und Ziele erreichen möchte, wird sich auch durch Facebook, Google & Co. nicht ablenken lassen. Und erneut: Jener, der ohnehin faul und unmotiviert ist, wird sich eine andere Beschäftigung suchen, den Klatsch und Tratsch mit Kollegen beispielsweise. Du kannst Motivation nicht erzwingen.

5) Konformität

Am besten schränkst du deine Mitarbeiter nicht nur in ihren Tätigkeiten ein, sondern in ihrer Persönlichkeit. Achtung: Ironie. Es ist verständlich, dass die Dame im Kundenkontakt einer seriösen Bank nicht unbedingt einen pinken Irokesenschnitt auf dem Kopf tragen sollte. Doch Selbstentfaltung ist ein Grundbedürfnis jedes Menschen und je mehr du dieses einzugrenzen versuchst, umso schneller bist du deine besten Mitarbeiter los. Finde daher das richtige Maß aus Vorschriften, die für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens, dessen Image und Corporate Identity notwendig sind, und einer Laissez-Faire-Mentalität, die deinen Angestellten innerhalb dieser Grenzen möglichst viel Raum zum Ausdruck ihrer Persönlichkeit bietet.

6) Obligatorische Fristen

Viele Arbeitgeber halten starr an Fristen fest, unabhängig davon, ob diese aus objektiver Sicht sinnvoll sind oder nicht. Das beste Beispiel stellt die Probezeit dar: Der Mitarbeiter darf sechs Monate lang keinen Urlaub nehmen, nicht befördert werden, keine Gehaltserhöhung einfordern und sich erst recht keinen Fehler erlauben, ohne um seinen Job fürchten zu müssen. Viele Unternehmen haben zudem die Regel: Nach einer Beförderung muss mindestens ein halbes oder ganzes Jahr bis zur nächsten Beförderung vergehen – oder so ähnlich. Das Unternehmen beraubt sich dadurch seiner eigenen Flexibilität und der Möglichkeit, die Mitarbeiter optimal zu fördern, wenn es für sie an der richtigen Zeit ist.

Ein sicheres Mittel, die Leute aufzubringen und ihnen böse Gedanken in den Kopf zu setzen, ist, sie lange warten zu lassen. Dies macht unmoralisch.
– Friedrich Wilhelm Nietzsche

7) Starre Arbeitszeiten

Die Digitalisierung erlaubt eine ganz neue Flexibilität bei der Gestaltung von Arbeitsprozessen. Je nach Branche und Tätigkeit ist die Arbeit plötzlich zeit- sowie ortsunabhängig möglich. Homeoffice, Remote Work oder ein Leben als digitaler Nomade werden zum neuen Normal und starre Strukturen sowie fixe Arbeitszeitregelungen haben ausgedient. Auch für Arbeitgeber bedeutet das in erster Linie Vorteile. Leider sind sich dessen bislang nur wenige bewusst. Stattdessen zwingen sie ihre Mitarbeiter zu starren Arbeitszeiten und einer obligatorischen Anwesenheitspflicht. Das Ziel lautet: Kontrolle behalten. Schließlich könnte der Mitarbeiter im Homeoffice faulenzen. Auch hier kommt das Thema Vertrauen ins Spiel.

8) Leistungsbewertungen

Jährlich grüßt das Feedbackgespräch. Der Mitarbeiter wird gemäß seiner „Performance“ bewertet und mit Zahlen, Daten und Fakten überschwemmt. Er soll immer noch mehr leisten, sich noch mehr steigern und noch weniger menschlich, dafür aber mehr „Roboter“ werden. Die Generation Y hat die Nase voll und möchte wieder Mensch sein dürfen. Das bedeutet nicht die Abschaffung von Feedbackgesprächen, sondern von lächerlichen Leistungsbewertungen anhand von nichtssagenden Zahlenlabyrinthen. Stattdessen sollte sich der Arbeitgeber dem Menschen zuwenden, die Träume, Wünsche, Ziele, Grenzen, Talente, Schwächen, Ängste & Co. des Mitarbeiters kennenlernen und ihn dementsprechend fördern. Das Ergebnis könnte anstelle der alljährlichen Frustration aufseiten des Arbeitnehmers eine Win-Win-Situation für beide Parteien sein.

9) Streichen von Sonderleistungen

Zuletzt wäre da noch das subtile, kaum merkliche Streichen von Sonderleistungen wie den Flugmeilen eines Mitarbeiters oder seines Überstundenausgleiches unter dem wohlklingenden Motto „Vertrauensarbeitszeit“. Was für das Unternehmen ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, kann für den Mitarbeiter das Zünglein auf der Waage werden, wenn ihm ein Jobangebot der Konkurrenz vorliegt. Wenn du hier und dort etwas weniger egoistisch und stattdessen großzügiger bist, wirst du das Vertrauen deiner Mitarbeiter gewinnen – und damit auch ihre Loyalität.

Ist dir der rote Faden aufgefallen? Schlussendlich kommt es bei einer guten Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf nur eine einzige Sache an: Vertrauen. Nur durch Vertrauen gibst du deinen Mitarbeitern Freiheit zur Selbstentfaltung und damit Raum für Zufriedenheit, Produktivität sowie Loyalität.

 

Source:  https://onlinemarketing.de/jobs/artikel/9-gute-kuendigungsgruende-unternehmen-unzumutbar

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