So arbeitet Deutschland Auf dem Weg in die Teilzeitrepublik

Der Normal-Arbeitstag von acht Stunden ist in Deutschland nicht mehr normal. Teilzeit nimmt zu. Und die Aufteilung zwischen Mann und Frau verändert sich. Grafiken und Fakten zur Arbeitszeit auf einen Blick.

SPIEGEL ONLINE, Sonntag, 03.09.2017   08:15 Uhr

Montag bis Freitag, rund acht Stunden am Tag, spätestens zur Tagesschau zu Hause – so sieht er aus, der Normal-Arbeitsplatz in Deutschland. Oder besser: die gängige Vorstellung davon. Denn die Norm ist er im Jahr 2017 nicht mehr. Nur noch sechs von zehn Arbeitnehmern arbeiten Vollzeit, die anderen vier Teilzeit. Anfang der Neunzigerjahre war das Verhältnis noch acht zu zwei.

Apropos Teilzeit: Ein Grund für den stark gestiegenen Anteil ist, dass Mütter deutlich häufiger einer Erwerbsarbeit nachgehen als früher. Die Ein-Verdiener-Familie wird zunehmend zur Ausnahme, ein Zeichen veränderter Rollenmodelle – von echter Gleichstellung kann allerdings noch lange keine Rede sein: In einer Partnerschaft ohne Kinder arbeiten Frauen im Schnitt mit 33,2 Stunden nur 6,5 Stunden in der Woche weniger in der Woche als Männer. Ist der Nachwuchs jedoch da, vergrößert sich der Abstand auf durchschnittlich 15 Stunden – weil die Mütter ihre Arbeitszeit drastisch herunterfahren. Väter arbeiten hingegen im Schnitt sogar ein bisschen mehr.

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An der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit hat sich allerdings seit den Neunzigerjahren kaum etwas geändert. Bei den Vollzeitstellen gab es einen leichten Rückgang um eine Stunde, wohl wegen der 1995 abgeschlossenen Einführung der 35-Stunden-Woche in der Metallbranche. Selbst zwei Jahrzehnte später sind Arbeitnehmer in anderen Branchen darauf neidisch. Zu Recht. Übrigens: Die Gesamtmenge aller Arbeitsstunden ist inzwischen wieder so hoch wie Anfang der Neunzigerjahre – trotz des Teilzeitbooms und kürzerer Wochenarbeitszeit. Denn es gibt inzwischen deutlich mehr Beschäftigte.

Überstunden sind in diesem Zeitraum deutlich seltener geworden. Wobei das eigentlich nur für die bezahlten Überstunden gilt. Obwohl viel mehr Arbeitnehmer als früher Teilzeit arbeiten, schenkt jeder im Schnitt seinem Arbeitgeber fast noch so viele unbezahlte Überstunden wie in den Neunzigern.

Zwei Aspekte der gängigen Vorstellung sind allerdings tatsächlich die Regel: Gearbeitet wird in der Regel von Montag bis Freitag, und zur Tagesschau ist man zu Hause. Lediglich rund ein Viertel der Erwerbstätigen (zu denen außer Arbeitnehmern auch Selbstständige zählen) arbeitet regelmäßig am Wochenende – in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich daran so gut wie nichts geändert. Etwa genau so groß ist der Anteil derer, die abends oder nachts arbeiten. Bereits vor zehn Jahren lag er schon bei 25,5 Prozent, vor 20 Jahren aber noch zehn Prozentpunkte niedriger – der Anstieg um die Jahrtausendwende dürfte mit der Lockerung der strikten Ladenöffnungszeiten zu tun gehabt haben.

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