“Zucker ist weit schlimmer als Fett”

19. Dezember 2014, 18:23 Uhr

"Zucker" ist für den Mediziner Robert Lustig ein Reizwort. Er macht das Süßungsmittel für viele Krankheiten verantwortlich. Auch hierzulande fordern Experten schon länger stärkere Kontrollen.

US-Forscher fordert Kontrollen: "Zucker ist weit schlimmer als Fett"

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Zucker ist Teufelszeug, Fett dagegen nicht so schlimm wie lange behauptet – das sagt der US-Mediziner Robert Lustig von der Universität von Kalifornen, der eine Verbannung von Zucker fordert. Vor allem der industriell hergestellte Zuckersirup in Fertigprodukten und Softdrinks sei der Sündenbock für die steigende Zahl von Übergewichtigen und Krankheiten wie Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes und Leberschäden: "Zucker ist Gift", sagt Lustig. Die jahrelange Verteufelung von Fett sieht er als Fehler an.

Warum ist der Zuckerkonsum in westlichen Gesellschaften so stark angestiegen?

Zucker steckt in Allem drin. Es ist nicht der Zucker, den man kennt, sondern der, den man nicht vermutet. Die meisten Leute würden zum Beispiel einen Nachtisch mit etwa dreieinhalb Teelöffeln Zucker essen. Dann denken sie, dies sei die gesamte Zuckerportion für diesen Tag. Sie wissen aber nicht, dass mehr als die Hälfte ihres Zuckerkonsums in anderen Produkten versteckt ist. Ein Hühnersalat mit Fertigsauce ist quasi auch Dessert. Wir essen 19-einhalb Teelöffel zugefügten Zucker jeden Tag. Das ist so, als wenn wir sechs Mal Nachtisch essen.

 

Was war vor dem Zuckerboom anders?

Zucker wurde früher wie ein Gewürz verwendet. Wir haben es selber zu unseren Gerichten dazugetan. Jetzt ist es ein Hauptnahrungsmittel. Heute stammen rund 15 bis 18 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr aus Zucker, früher waren es nur 3 bis 4 Prozent. Unsere Stoffwechselkapazitäten sind begrenzt. Die Lebensmittelhersteller müssten den Zucker-Gehalt wieder sehr reduzieren, aber das würden sie nur unter Druck tun. Daher müssen wir die Konsumenten aufklären, die Gesellschaft muss eingreifen und entsprechende Forderungen stellen.

Was sollte die Regierung tun?

In den USA wird der Maisanbau vom Staat subventioniert, das macht Produkte wie Fruktose-Glukose-Sirup aus Maisstärke deutlich billiger. Im Endeffekt müssen wir anders bezuschussen. Wir müssten den Anbau von Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl und grünen Bohnen fördern, um solche Lebensmittel billiger zu machen. Zusätzlich müssen die schädlichen Stoffe mit einer Steuer belegt werden, um ihren Verbrauch zu senken. Die Nahrungsmittelindustrie braucht ein völlig neues Geschäftsmodell.

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