Demenz-Risiko senken: können wir fast 50 % der Fälle verhindern?
Von Redaktion|17. September 2024|Kategorien: Alzheimer Demenz, Prävention|Tags: Cholesterin, Demenzprävention, Lancet-Bericht, Risikofaktoren, Sehbeeinträchtigung
Die Lancet-Kommission identifiziert 14 modifizierbare Risikofaktoren, die fast die Hälfte aller Demenzfälle verhindern könnten. Dazu gehören Sehbeeinträchtigungen, hoher Cholesterinspiegel, soziale Isolation und mehr. Frühzeitige Prävention und individuelle Maßnahmen sind der Schlüssel, um die Entstehung von Demenz zu verhindern oder zu verzögern.
Dieser Artikel ist eine Vorabveröffentlichung eines Beitrags, der in Kürze auf der Plattform des gemeinnützigen Stiftungsprojekts Kompetenz statt Demenz erscheinen wird. Wir danken dem Projekt für die Möglichkeit der Veröffentlichung auf unserer Website. Die hier beschriebenen Risikofaktoren sollten möglichst vielen Menschen bekannt sein und in eigenen Präventionskonzepten berücksichtigt und minimiert werden.
Inhaltsverzeichnis:
2 Was sollte konkret getan werden?
3 Was kann jeder Einzelne tun?
Fast die Hälfte aller Demenz-Fälle wären vermeidbar: Die Lancet-Kommission definiert 14 Risikofaktoren
Die Zahl der Menschen, die mit Demenz leben, steigt weltweit, aber eine wirksame medikamentöse Lösung bleibt weiterhin außer Sichtweite. Vor diesem Hintergrund erscheint der aktuelle Bericht der Lancet-Kommission zur Demenzprävention, -intervention und -pflege besonders relevant. In dieser umfassenden Aktualisierung der vorherigen Berichte der Kommission werden vor allem die Bedeutung von Präventionsstrategien zur Verringerung des Demenzrisikos betont. Zu den bisher bekannten 12 Risikofaktoren, von denen bereits im Jahre 2020 berichtet wurden (1), gehören:
- Geringe Bildung,
- Kopfverletzungen,
- Bewegungsmangel,
- Rauchen,
- Übermäßiger Alkoholkonsum,
- Bluthochdruck,
- Fettleibigkeit,
- Diabetes,
- Gehörverlust,
- Depression,
- Soziale Isolation,
- Luftverschmutzung.
Der aktuelle Bericht aus dem Jahr 2024 (2) identifiziert zusätzlich zwei neue modifizierbare Risikofaktoren für Demenz: Sehbeeinträchtigung und hohes Cholesterin, was die Zahl der Risikofaktoren auf insgesamt 14 erhöht.
Die unbehandelte Sehschwäche wird in dem Bericht besonders hervorgehoben, da sie das soziale Engagement und die kognitive Stimulation der betroffenen Person stark beeinträchtigen kann, was wiederum das Risiko für Demenz erhöht. Eine rechtzeitige Behandlung von Sehproblemen könnte daher nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern auch das Demenzrisiko reduzieren. Nach den Berechnungen der Kommission gäbe es 2 % weniger Demenzfälle ohne den Risikofaktor Sehverlust.
Ebenso wurde auch ein zu hoher Cholesterinwert, genauer gesagt zu hohes LDL-Cholesterin im Serum, als neuer Risikomarker definiert. Dieser spielt eine wesentliche Rolle bei der Förderung von vaskulären Erkrankungen, was nach Berechnungen der Kommission mit einem 7 % höheren Risiko für Demenz in Verbindung steht.
Nach den Modellrechnungen der Kommission ließen sich in der Summe 45 % der Demenzfälle theoretisch verhindern, wenn alle 14 Risikofaktoren eliminiert würden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass eine gezielte Reduzierung dieser Faktoren das Potenzial hat, Demenz in der Entstehung entweder zu verhindern oder zumindest zu verzögern.
Die Lancet-Kommission empfiehlt daher, dass Maßnahmen zur Risikoreduzierung früh im Leben beginnen und kontinuierlich fortgesetzt werden sollten.
Was sollte konkret getan werden?
Die Lancet-Kommission appelliert an nationale und internationale Institutionen, öffentliche Gesundheitsprogramme für die Allgemeinbevölkerung unter besonderer Berücksichtigung von Hochrisikogruppen anzubieten. Dazu gehört ein umfangreicher Maßnahmen-Katalog, der im Folgenden beleuchtet wird.
Förderung hochwertiger Bildung: Hochwertige Bildung sollte allen Kindern von frühester Kindheit an zugänglich gemacht werden, um das Demenzrisiko langfristig zu reduzieren. Dies beinhaltet auch die Förderung kognitiv anregender Aktivitäten im mittleren Lebensalter.
Früherkennung und Behandlung von Hör- und Sehverlust: Hörverlust und Sehschwächen sollten frühzeitig erkannt und behandelt werden. Hörgeräte und Sehhilfen müssen für alle zugänglich sein, und Lärmschutzmaßnahmen sind unerlässlich, um Hörschäden zu verhindern. Diese Maßnahmen können helfen, soziale Isolation und kognitive Beeinträchtigungen zu minimieren.
Depressionserkennung und -behandlung: Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Depressionen, auch schon im Kindes- und Jugendalter, sollte unterstützt werden, um das Risiko für spätere kognitive Erkrankungen zu verringern.
Förderung körperlicher Aktivität und Schutz vor Kopfverletzungen: Körperliche Aktivität sollte in Kindergärten und Schulen gefördert werden, da sie ein wichtiger Schutzfaktor gegen Demenz ist. Zudem sollten Schutzmaßnahmen gegen Kopfverletzungen, wie Helmpflicht in bestimmten Sportarten und Sicherheitsausrüstung bei der Arbeit, etabliert werden.
Maßnahmen zur Reduzierung des Rauchens und Alkoholmissbrauchs: Es sollten Preiskontrollen, Rauchverbote im öffentlichen Raum und Programme zur Raucherentwöhnung implementiert werden, um das Demenzrisiko durch Rauchen zu senken. Ähnliche Maßnahmen zur Reduzierung des Alkoholmissbrauchs sind ebenso wichtig.
Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Die Kontrolle von Blutdruck, LDL-Cholesterin und Körpergewicht sowie die Prävention und frühzeitige Behandlung von Diabetes sollten ab dem mittleren Lebensalter gefördert werden, um vaskuläre Schäden zu verhindern und das Risiko für Demenz zu senken.
Förderung altersfreundlicher Gemeinschaften: Der Aufbau von Gemeinschaften, die soziale Teilhabe und Aktivitäten fördern, ist entscheidend, um soziale Isolation zu verhindern, die als Risikofaktor für Demenz gilt.
Reduzierung der Luftverschmutzung: Nationale und internationale Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung sollten ergriffen werden, um das Demenzrisiko zu senken und die allgemeine Gesundheit zu fördern.
Am 21. September 2024 ist Welt-Alzheimertag!
Der Welt-Alzheimertag wurde 1994 von Alzheimer’s Disease International (ADI) mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen. ADI, die internationale Vereinigung von Alzheimer-Gesellschaften in 95 Ländern, koordiniert die Aktivitäten weltweit.
Was kann jeder Einzelne tun?
Mit diesem Wissen ist jeder Einzelne in der Lage, aktiv und präventiv gute Entscheidungen für die eigene Hirngesundheit zu treffen, indem er möglichst viele dieser Risikofaktoren vermeidet oder minimiert. Dies kann bereits durch einen gesunden Lebensstil erreicht werden, der eine hirngesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, Stressreduktion, ausreichend Schlaf, soziale und intellektuelle Aktivitäten und Kontakt mit der Natur umfasst.
Auch ist eine diagnostische Bewertung mittels einer ganzheitlichen labordiagnostischen Untersuchung ab 45 Jahren, der sogenannten Kognoskopie sinnvoll, um diejenigen individuellen Risikofaktoren zu ermitteln, die die persönliche Hirngesundheit gefährden. Letztere ist insbesondere dann empfehlenswert, wenn Sie bereits Fälle von Demenz in Ihrer Familie haben.
Fazit
Die Botschaft des diesjährigen Berichtes der Lancet-Kommission lautet: Demenz-Prävention ist möglich! Neben der Vermeidung der 14 identifizierten Risikofaktoren, können Sie Ihre Hirngesundheit aktiv stärken, indem Sie einen gesunden Lebensstil anstreben, wie er auf unserer Webseite und beim Stiftungs-Projekt Kompetenz statt Demenz empfohlen wird. Demenz beginnt nicht erst im Alter, sondern der Boden dafür wird bereits in jungen Jahren durch einen ungesunden Lebensstil und negative Umwelteinflüsse bereitet. Die gute Nachricht ist, dass Demenz kein Schicksal sein muss, sondern dass es in Ihrer Hand liegt, Risikofaktoren zu erkennen und aktiv vorzubeugen.
Source: https://spitzen-praevention.com/2024/09/17/demenzpraevention-14-risikofaktoren-lancet-bericht/
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